Rote Flitzer von CaDA und LEGO im Vergleich

Rote Flitzer von CaDA und LEGO im Vergleich

Rote Flitzer von CaDA und LEGO im Vergleich. Alle drei sind super, aber welcher ist der Richtige für Dich?

Dies ist ein Beitrag von unserem Community Mitglied Bastian. Werft auch mal einen Blick auf sein LEGO Marvel™ Black Panther COMMUNITY REVIEW | Set 76215 und MEGA Construx Tesla Cybertruck COMMUNITY REVIEW | Set GWW84.

Einleitung

Vorab einmal ein paar Worte zur Einordnung und Erwartung an dieses Review. Ich habe alle drei Sets gebaut und ich habe alle drei Sets sehr gerne gebaut. Jedes Set hat seine Ausrichtung und in der ist es jeweils super.

Und ein Fazit schon vorweg: Die beste Variante ist, ihr habt 600€, kauft alle drei und habt die nächsten Wochen einen Riesenspaß. Ihr macht mit keinem etwas falsch. Gleichwohl gibt es Unterschiede und die Modelle sind für verschiedene Grundhaltungen besser oder schlechter geeignet, aber genau das wollen wir ja hier ergründen.

Diese Worte vorweg, weil das Video des letzten Ferrari Vergleichs, welches aus dem Herzen von Europa zu uns kam, mein Einstieg in die Klemmbaustein YouTube Welt war und ich es damals recht witzig fand. Meine Haltung dazu und zu dieser Art von Unterhaltung im Allgemeinen, wie sie aus Frankfurt und mir unbekannten Küstenregionen kommt, hat sich inzwischen deutlich gewandelt.

Dies hat insbesondere zwei Gründe: Erstens deckte sich meine erlebte Praxis oft nicht mit dem, was ich dort vernahm, und zweitens finde ich, dass die Designer dieser Modelle einfach mehr Respekt für ihre Arbeit verdient haben, wo auch immer sie tätig sind.

Wenn diese Werbung hier erlaubt ist, schaut euch ergänzend mal Balasz von “Racing Brick” an, der oft Designer interviewt, oder Tiago Catarino der Einblick in diese Arbeit gewährt. Das ist faszinierend, welche Gedanken sich dort gemacht werden und mit wieviel Liebe hier kleinste Details ausgedacht werden.

Aber lasst uns nun einsteigen in die schöne Welt der roten Flitzer.

Übersicht

Optisch sind alle drei Modelle ein Highlight, wobei auch hier schon die unterschiedlichen Ansprüche auffallen. Ein LEGO Modell muss gut aussehen, es muss aber auch für eine große Masse an Menschen frustfrei baubar sein. Die beiden MOCs (My Own Creations), die CaDA hier umgesetzt hat, treiben das Spiel der Winkel und der dichten Bebauung noch einmal weiter auf die Spitze. Das bringt noch einmal eine andere Komplexität mit sich, sieht dann aber toll aus.

Ein weiterer Punkt sind die oft thematisierten blauen Pins und diverse farbige Achsen. Wenn man diesen Punkt kennt und beachtet, fällt er einem natürlich auf. Ich finde man darf aber auch einen anderen Blick darauf haben. In den letzten 10 Jahren, bevor meine Liebe zu großen Technikmodellen medial durch YouTube unterstützt wurde, habe ich mir nie Gedanken über die Farbe von Pins gemacht, egal in welchem Modell.

Es fiel mir auch gar nicht bewusst auf, und ich denke so geht es ganz vielen Gelegenheitsbauern, die in einem Laden mal so ein Set mitnehmen, weil sie dieses Modell eben großartig finden. Was für diese Menschen aber eine Rolle spielen könnte, ist die Baubarkeit. Und das fängt beim Suchen der Teile schon an. Die praktisch komplett schwarzen Teile des Grund-Konstruktes sind bei den CaDA Modellen gar nicht so leicht zu unterscheiden. Beim Viva Hypercar legt CaDA noch einen drauf und sortiert „sortentrein“ schwarze 2er Pins und schwarze Pin-auf-Achse in eine Tüte, zumindest in den späteren Bauabschnitten. Die Idee ist so Semioptimal.

Jetzt kommt es eben wieder darauf an, wer baut. Ich kann mit beidem gut leben, kann aber nachvollziehen, dass ein Profi sagt: Ergebnis ist wichtig, dahin komme ich schon. Der findet dann den CaDA Weg gut. Während ein Gelegenheitsbauer bei LEGO vermutlich deutlich besser abgeholt wird.

Dies setzt sich auch im Bau fort. Das LEGO Modell ist ob seiner Größe und der verbauten Technik schon anspruchsvoll, aber jederzeit gut zu bauen. Die beiden CaDA Modelle kommen da etwas anders daher. Die Anleitungen sind auch sehr gut, manche Winkel setzen aber schon ein gewisses Verständnis für Technikmodelle voraus, intuitiv ist das nicht immer. Wiederum, für einen Profi, der auch die Herausforderung sucht, ist genau das unter Umständen der zusätzliche Spaß, denn schlecht oder unfair ist die Anleitung nie. Wobei, eine kleine Ausnahme sei genannt. Beim Hypercar von Thijs de Boer gibt es eine von ihm veröffentlichte Ergänzung die Fehler der CaDA Anleitung korrigiert, und in einem Fall unter Zuhilfenahme von nur bei LEGO erhältlichen Teilen das Ergebnis verbessert. Damit geht es dann aber sehr gut.

Beim Supercar von Bruno Jenson, dessen Bau schon ein paar Tage zurückliegt, kann ich mich noch eine Situation erinnern, wo im Bereich der hinteren Radkästen ein Panel mittels eines Pins an einem Liftarm befestigt werden sollte.

Im Prinzip kein Problem, die Götter hatten jedoch ein paar Herausforderungen eingebaut. Dieser Liftarm war so verbaut, dass er zu diesem Bauschritt nicht mehr zugänglich war, man konnte also nicht gegendrücken von hinten. Das einzubauende Teil verschloss dann die Karosserie, somit konnte man das Pin Loch auch nicht sehen, man musste es nach Gefühl machen. Dazu war der Liftarm nur unten befestigt, er bot also keinen festen Gegenpunkt, sondern ließ sich leicht nach hinten bewegen. Und zu guter Letzt hatten die Pins ordentlich Friktion. Kurzum, ich konnte das so nicht bauen und habe die Bauschritte davor zurückgebaut und alles in einer anderen Reihenfolge befestigt. Dafür mussten Verbindungen kurzfristig unter Spannung gehalten werden, es ging dann aber.

Damit kommen wir nun zum nächsten Punkt:

Die Teilewelt

LEGO können wir schnell abhaken, alles wie immer. Alles hält, haptisch und von der Baubarkeit ist das immer noch der Goldstandard im Markt. Farbtreue ist ein anderes Thema. Die finde ich aber bei allen drei Modellen ok, bin da aber auch nicht so streng, bzw. sehe vieles nicht. Ein Vorteil des Älterwerdens.

Etwas überraschend: LEGO ist, und das bei Technik, auf einmal vorne dran beim Thema Print. Beim Daytona ist alles gedruckt, was ihr seht: Keine Aufkleber, auch nicht die Plakette. Gerne so weitermachen…bitte.

Bei CaDA gibt es eine überschaubare Menge Sticker, dafür keine Drucke. Hier spielt LEGO seine Pluspunkte aus, zumal sie natürlich auch die echte Lizenz haben, was für mich, der gerne die echte Welt nachbaut, schon ein gewichtiger Punkt ist.

Was die Teilequalität angeht, ist das Viva Hypercar ein großer Sprung nach vorn, die Haptik ist viel mehr wie LEGO, die Pins gehen sauber rein und klemmen nicht so wie noch beim Modell von Bruno Jenson.

Der größte Pluspunkt sind aber die Achsen. Finally! CaDA kann endlich Achsaufnahmen. Vorsorglich hatte ich mich bei BrickLink im Vorfeld mit dutzenden Achs-Konnektoren von LEGO eingedeckt, um die von CaDA auszutauschen, denn das war für mich bisher eine gesetzte CaDA Konstante.

Selbst beim Buckingham Palace hielten die paar Konnektoren bei den Säulen nicht mal die Schwerkraft. Aber was soll ich sagen, die LEGO Teile liegen immer noch in ihren Tüten, alles hält. Ein Traum! Es kann natürlich in neueren Tranchen beim Supercar inzwischen auch so sein, mein Modell war dahingehend aber eine Katastrophe. Die Motorabdeckung rutscht immer wieder raus beim Bewegen. Diverse Anbauteile, die nicht aus zwei Winkeln stabilisiert werden, lassen sich leicht abziehen.

Am deutlichsten ist der Mangel an der Lenkung. Das Zahnrad hat zu viel Fertigungstoleranz, die Lenkung geht nur ohne Widerstand mit dem Fahrzeug in der Luft, am Boden ist die Reibung sowohl im Stand als auch in Bewegung zu hoch, das Zahnrad springt über. Zu allem Überfluss verabschiedet sich das Lenkrad dann auch. Auch dieses ist eine Achsverbindung. Es ist halt ein Modell zum Hinstellen. Das hätte man ahnen können.

Umso besser, dass die Qualität von CaDA nun deutlich besser geworden ist. Beim aktuellen Modell kann ich nichts finden, was ein Problem wäre. Kleine Systemsteine haben immer noch zu wenig Klemmkraft, das stellt aber kein substanzielles Problem dar.

Kleiner Exkurs noch: CaDA ist beim Viva Hypercar wirklich kreativ geworden. Sie haben das patentierte Getriebeteil von LEGO durch eine Eigenkonstruktion ersetzt, die ebenso funktioniert. Bravo! Dazu scheint es so zu sein, dass LEGO noch 3D Rechte auf einigen Liftrahmen hat. CaDA hat das Problem sehr geschickt gelöst, in dem sie den Rahmen in zwei Teile geteilt haben, die man mit einem Pin zusammenbauen kann. Das eröffnet unter Umständen für zukünftige Entwürfe sogar neue Möglichkeiten der Nutzung. Eine sehr gute Idee.

Etwas Vorsicht ist geboten bei 2er und 3er Liftarmen, die gibt es auch mit Achsdurchführungen. Dieser Unterschied springt einem nicht sofort ins Auge, also Obacht beim Teile raussuchen! Dazu ist die Plate 1 x 3 abgerundet nicht symmetrisch aufgebaut, auch hier auf die korrekte Einbaurichtung achten. Diese Teile gibt es so bei LEGO nicht, glaube ich, hier steckt also Fehlerpotential, wenn man so baut wie es sich bei LEGO eingespielt hat.

Das Bauerlebnis

Alles eine Frage der Einstellung. Der Daytona ist groß, aber im Prinzip für jeden zu bauen. Die Farben helfen beim Suchen und Orientieren, man kommt voran. Dazu die Verwendung von mehr Systemsteinen, die das Ergebnis dichter wirken lassen und der Optik sehr zugute kommen. Ihr wisst, was ihr bekommt, LEGO ist in dieser Hinsicht verlässlich.

Beim CaDA Viva Hypercar ist die Welt anders, ihr könnt an diesem Modell wahlweise verzweifeln, wenn Technik bisher nicht so euer Gebiet ist. Ihr könnt auch genervt sein von Winkeln und Bautechniken, die zum Teil die Grenzen der 3-dimensionalen Vorstellung austesten. Oder ihr lasst euch darauf ein, macht langsam, baut konzentriert und erfreut euch an der wahnsinnigen Komplexität, die ohne Rücksicht auf Massentauglichkeit echte Herausforderungen bietet.

Ihr müsst euch nur bewusst sein, dass auch das Endergebnis noch äußerst fragil ist, da gibt es so viele Teile, die nur minimal befestigt sind, dass man wirklich aufpassen muss, wie man das Modell anfasst und bewegt. Alles eine Frage der Einstellung.

Beim Supercar ist es lediglich die Teilequalität, die die Baufreude teilweise etwas trübt, großartig ist das Modell aber trotzdem.

Fotofinish

Nun stehen wir also vor den fertigen Modellen. Wie schon gesagt, alle sehen super aus. LEGO punktet mit Lizenz und dem Feeling, das es der Echte ist, kein Phantasiemodell. Dafür blicken mich an manchen Stellen blaue Punkte an. Man sieht aber auch hier den Fortschritt der Zeit. Verglichen mit dem ersten 1:8, dem Porsche™ 911 GT3 RS, ist das Modell hier viel geschlossener, wirkt fertiger. Dazu die absoluten Kracher: Die Felgen.

Das Viva Hypercar hält dafür mit einem Spiel der Winkel und Flächen dagegen. Das ist bisher unerreicht. Wahnsinn! Schaut euch in der Anleitung mal an, wie da unter den Panelen Achsen, Pins und Liftarme verbunden werden. Das ist ein Kunstwerk.

Wer es Perfekt haben will, muss bei den Felgen und Logos noch mal mit Sonderanfertigungen ran, dann überholt der Preis aber auch durchaus den Daytona.

Einen Bonuspunkt gibt es definitiv für die Funktionen: Eine Aufhängung, die beim Lenken das Fahrzeug ausrichtet und ein höhenverstellbares Fahrwerk. Hier wird auf die Standardfunktionen noch mal ordentlich draufgesattelt.

Das Supercar wirkt kein bisschen alt. Es ähnelt in der Baudichte dem aktuellen Modell sehr, die Winkel sind aber nicht ganz so verrückt unter der Oberfläche.

Ein paar kleine Designmängel gibt es aus meiner Sicht, die Sitze sind recht einfach gestaltet und warum die Felgen hier häufig gefeiert werden erschließt sich mir nicht. Das ist ein Ferrari, und das Modell hat Chromfelgen. Welcher Supersportler hat Chromfelgen? Das ist für die Low Rider und Manni aus Gütersloh. Supersportler haben Edelstahl, Carbon oder matte Felgen. Diese Kritik ist aber eher eine Reaktion auf das heldenhafte Feiern dieses Modells, als das es wirklich ein Problem für mich ist. Wenn er da steht sieht er wahnsinnig gut aus, mehr gibt es nicht zu sagen.,

Zum Schluss zum Preis und dem was ihr bekommt.

Fazit

Den Daytona habe ich für 280€ gekauft, dafür bekommt man es auch immer mal wieder. Dafür gibt es knapp 3800 Teile, einige Prints und eine Original Lizenz.

Das Supercar von Bruno Jenson liegt bei 160€, aus China geht es aber auch mal günstiger. Ein paar Tage lang wurde er auch mal für unter 100€ verramscht, als die Händler alles loswerden wollten im Zuge der Patentstreitigkeiten. Inzwischen sind wir aber wieder bei 150-160€ für die Static Version. Ich denke damit sind beide Modelle preislich fair abgebildet.

Der CaDA liegt bei 5 cent pro Teil, der LEGO bei 7.5 cent. Dafür gibt es bessere Teile eine Lizenz und ein paar Teile mehr, dazu auch eine ordentliche Anzahl Prints. Ich denke im Verhältnis zueinander ist das ok.

Das Viva Hypercar kommt nun mit noch mehr Argumenten daher, der Preis liegt mit Box bei etwa 4.5 cent, die Teile sind genauso gut wie bei LEGO, einzig die Prints und die Lizenz fehlen. Nach Bereinigung der Teileanzahl würde das Modell bei LEGO 360€ statt 219€ kosten. Ich denke dieser Unterschied ist größer als der Wert von Lizenz und Prints es rechtfertigen würde. Demnach wäre das Hypercar der neue Preis-Leistungs-Sieger.

Unterm Strich gehe ich aber wieder zurück zum Anfang. Alle großartig, schaut sie euch an, nehmt den, den ihr am schönsten findet, oder aber am besten alle Drei.

Die Entscheidung sollte eher beim gewünschten Bauanspruch liegen, denn da ist der Unterschied tatsächlich am Größten, fragt euch einfach welcher Bautyp ihr seid, und wieviel Herausforderung ihr sucht.

👉 Erwähnte Sets
CaDA Buckingham Palace (C61501W)
LEGO Technic Porsche™ 911 GT3 RS (42056)

📚 Sonstiges
Thijs de Boer auf YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCNAV2kcGz_uNAgiTbhlm2Nw
Thijs de Boer Rebrickable Seite: https://rebrickable.com/users/T-Lego/mocs/
Bruno Jenson auf YouTube: https://www.youtube.com/@brunojj1
Bruno Jenson Rebrickable Seite: https://rebrickable.com/users/brunojj1/mocs/
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